Ein Friedensvertrag für das Deutsche Reich und die Deutschen ist und bleibt eine Illusion!




Pressemitteilung vom 25. Februar 2004


«Versöhnung ist ein absolut sinnloser Begriff.»

Versöhnung wäre allenfalls denkbar gewesen, wenn es Ausschwitz nicht gegeben hätte. Aber jetzt, nach dem Holocaust, klingt dieses Wort in den Ohren der verängstigten und verunsicherten jüdischen Bürger entsetzlich. Die Erben des judenmordenden Staates bieten den Opfern und Nachkommen der Opfer Versöhnung an und sind verbittert, wenn dieses Wort zurückgewiesen wird. Es kommt ihnen in Wirklichkeit gar nicht anderes zu, als die schwere historische Verantwortung auf sich zu nehmen,
generationenlang, für immer.»
Michel Friedman,
Vizevorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, in einer Diskussionsveranstaltung der evangelischen Akademie Tutzing,
13. 11. 2000

Herr Michel Friedman erklärt nun:
«Ich habe bezahlt, was zu bezahlen war»

Ich frage zurück:
Herr Friedman: Gilt das, was Sie für sich beanspruchen, auch für die Deutschen?

Johannes W.F. Seiger
Premierminister Principality of Sealand

14. November 2003
   3. Jahrgang
   Ausgabe 46

«Ich habe bezahlt, was zu bezahlen war»

Quelle

Herr Michel FriedmanMichel Friedman «Wo steht geschrieben, dass Antisemitismus Bestandteil einer Gesellschaft sein muss?»

Nur drei Monaten nach der Affäre um Kokain und Prostituierte ist der ehemalige Präsident des European Jewish Congress und Vize des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, wieder zurück. Ohne politische Funktion, aber mit neuer Aufgabe. Yves Kugelmann sprach mit ihm über die «Debatte Friedman», Europas Nahostpolitik und die CDU-Affäre.

Tachles: Friedman, das Stehaufmännchen. Drei Monate, nachdem Sie alle politischen Ämter im Nachgang zur Kokainaffäre niedergelegt haben, sind Sie als Herausgeber im Aufbau-Verlag zurück. Eine neue Aufgabe, die Ihnen gar nicht so schlecht behagt. Sogar besser als die alte?
Michel Friedmann: Es ist etwas Wunderbares, Bücher zu machen. Ich bin mit einem starken Team für über 60 Titel in der Aufbau-Verlagsgruppe verantwortlich, politische Bücher. Wenn man das in Sendungen übersetzt, dann gibt dies mehr als eine Sendung, also ein Buch pro Woche. Ich habe als Herausgeber die Möglichkeit, Themen zu Menschen und Menschen zu Themen zu bringen. Bücher haben eine längere Aufbauphase, aber sie haben auch eine längere Haltbarkeitsphase. Wenn man politische Bücher verlegt und man damit als Publizist auch die Möglichkeit hat, Einfluss zu nehmen, dann ist dies eine wunderbare Herausforderung und Arbeit. Ansonsten bin ich Kolumnist für Politik bei "Max" auf der letzten Seite und werde jetzt auch für "Parsifal", das neue Produkt der Ringier-Gruppe in Deutschland, ebenfalls schreiben. Die meinungsbildenden Zwischenrufe von Michel Friedman haben also nach wie vor Möglichkeiten, Gehör zu finden.

Tachles: Zwischenrufe, Anmahnungen von gesellschaftlichen Werten, die Ihnen dann in der Debatte um die Kokainaffäre auf einmal als Moralismus ausgelegt wurden. Sind Sie ein Moralist, oder wird "der Jude" in der Öffentlichkeit einfach mit Moral gleichgestellt?
Michel Friedmann: Im Gegenteil, ich habe immer darauf geachtet, dass wir nicht persönlich werden. Meine Aufgabe bestand und besteht darin, in der politischen Diskussion die Inhalte, Sein und Schein, Anspruch und Wirklichkeit abzufragen. Aber ich habe mich immer gehütet, das Privatleben der Betroffenen zu thematisieren. Trotzdem habe ich einen Fehler gemacht, und um vor mir zu bestehen, habe ich für diesen Fehler einen Preis bezahlt, den ich nach wie vor für richtig halte. Ich habe ohne Wenn und Aber alle Ämter abgegeben, um damit zu zeigen, dass man auch anders mit einer Krise umgehen kann. Denn dies ist für mich die Voraussetzung, um das Vertrauen wieder zu gewinnen.

Tachles: Ihnen wiederum wurde aber das Private zum Verhängnis.
Michel Friedmann: Ich habe mich schon sehr gewundert, dass ich der Moralapostel der Bundesrepublik Deutschland gewesen sein soll. Ich habe dies als solches nie empfunden und glaube, mich auch nie danach verhalten zu haben.

Tachles: Haben Sie dafür Verständnis, dass Ihnen der Zentralrat der Juden in Deutschland während einer gewissen Phase der Debatte den Rücken gekehrt hat?
Michel Friedmann: Der Zentralrat hat mir nicht den Rücken gekehrt, und ich habe jedes Verständnis für die Reaktion von jedem.

Tachles: Sie haben zwar, wie Sie immer wieder betonen, einen Fehler gemacht. Einen, der im Showbiz geradezu zum guten Ton gehört. Wurde Ihre Schuld dabei nicht völlig überzeichnet?
Michel Friedmann: Ja, das stimmt, Teile der Gesellschaft möchten noch mehr haben, andere finden es genug. Tatsache ist, dass ich Konsequenzen gezogen habe, und dies eindeutig aus einem politischen Verantwortungsbewusstsein.

Tachles: Aber nicht, weil es ein Riesenfehler war, vielleicht für Ihre künftige Karriere?
Michel Friedmann: Das kann man nicht trennen. Ich wollte Schaden von der jüdischen Gemeinschaft abwenden, und ich wiederhole: Ich finde es richtig, dass man selbst, freiwillig und sehr konsequent, erst einmal alle Ämter zur Verfügung stellt, wenn man ein Fehlverhalten an den Tag gelegt hat. Das ist die Voraussetzung, damit man frei und befreit aus der Vergangenheit wieder neue Verantwortung übernehmen kann. Das ist meine Haltung, so lebe ich damit. Ich kann heute jedem ins Gesicht schauen und sagen: Hör zu, mehr als ein Mal büssen kann man nicht im Leben. Ich denke, ich habe im Übermass bezahlt, und jetzt bin ich frei und kann jedem ins Gesicht schauen. Und wenn jemand mehr will, ist es jetzt sein Problem - meines ist gelöst.

Tachles: Wie stark war es eine Diskussion um den Juden Michel Friedman?
Michel Friedmann: Es bringt nichts, darüber so zu diskutieren. Ich bin ein verantwortungsbewusster Mensch, und so, wie ich über andere kritisch nachdenke, kann ich das über mich selbst auch. Ich habe eine Flanke gegeben, und die ist benutzt und ausgenutzt worden. Ich kann mich darüber furchtbar ärgern, und es bleibt doch dabei: Hätte ich mich nicht so verhalten, hätte ich die Flanke nicht geboten. Was daran antisemitisch oder nicht ist, spielt letztendlich keine Rolle. Das wird vielleicht in ein paar Jahren aufzuarbeiten sein. Aber wir müssen auch verantwortlich mit unseren eigenen Handlungen umgehen können. Welche Motive auch immer dazu geführt haben, dass man mich loshaben wollte, ohne mein Verhalten hätte man dies nicht erreicht. Das ist entscheidend, und sonst gar nichts. Und deswegen habe ich alles, was ich anbieten konnte, angeboten und gesagt, okay, nehmt es, meine Schuld. Ich bin am Leben, ich rede, und mir wird niemand den Mund verbieten. Ich habe gegenüber der Gesellschaft alles bezahlt, was zu bezahlen ist. Von jetzt ab bin ich wieder da.
Tachles: Also ganz gemäss dem jüdischen Prinzip der Teschuwa, der Sühne durch Umkehr?
Michel Friedmann: Ja, und ich finde das auch wunderbar. Ich denke, dass ein Mensch sich selbst gegenüber so weit ehrlich und wahrhaftig sein muss, dass er vor anderen Menschen bestehen kann.

Tachles: PR-Berater raten zu einjähriger Absenz in der Öffentlichkeit. Sie sind nach drei Monaten schon wieder da. Heisst das, dass Friedman ohne Öffentlichkeit nicht bestehen kann?
Michel Friedmann: Ich bin Journalist und Publizist, das ist immer ein Teil meiner beruflichen Identität gewesen. Ich bin auch Rechtsanwalt. Als Rechtsanwalt arbeite ich diskret und verschwiegen, das gehört zu diesem Beruf. Aber jeder Journalist ist per Definition jemand, der mit der Öffentlichkeit kommuniziert, und einen Journalisten ohne Öffentlichkeit kenne ich noch nicht.

Tachles: Sie kommen in jener Woche zurück, da man sich durch den CDU-Politiker Martin Hohmann an den Fall Möllemann erinnert. Hat Deutschland, haben deutsche Politiker gar nichts aus dem Fall Möllemann gelernt?
Michel Friedmann: Wir sehen an all diesen Fällen - und nicht nur in Deutschland -, dass der Antisemitismus nach wie vor eine europäische Krankheit ist und geblieben ist. Wir sehen an all diesen Vorfällen und auch anhand der letzte Woche publizierten Umfrage, wie Europa Israel als eine grössere Gefährdung für den Frieden ansieht als gewisse Diktaturen dieser Welt. Wir sehen, dass wir mit dem Antisemitismus auch in den nächsten Jahren werden umgehen müssen, und umgehen bedeutet bei mir offensiv deutlich machen, dass wir eben nicht bereit sind, das hinzunehmen und zu sagen, das gehöre zu einer Gesellschaft. Wo steht geschrieben, dass der Antisemitismus in einer Gesellschaft Bestandteil derselben sein muss? Wir haben an dem Fall Hohmann aber auch gesehen, dass eine grosse Volkspartei viel zu lange gezögert hat, die Konsequenzen zu ziehen, und dass ohne Druck, ohne politische Gegenwehr auch der jüdischen Gemeinschaft der gesellschaftspolitische Diskurs stecken und stehen geblieben wäre. Zeit zum Ausruhen gibt es also nicht.

Tachles: Den erwähnten gesellschaftspolitischen Diskurs haben Sie selbst in den letzten 20 Jahren von jüdischer Seite massgebend geprägt. Wer wird diese Werte in Zukunft einbringen?
Michel Friedmann: Jeder ist ersetzbar…

Tachles: … die übliche wohl klingende Floskel. Sie sind ersetzbar, aber vielleicht will Sie in dieser Form niemand ersetzen. Wir wissen und sehen doch gerade in Europa und Israel, dass die Arbeit in offiziellen jüdischen Verbänden oftmals nicht von Koryphäen, von professionellen Politikern versehen wird.
Michel Friedmann: Jeder hat seine eigene Handschrift. Es kann und darf nicht sein, dass man sich für unersetzbar hält. Das widerspricht wirklich den demokratischen Prinzipien. Aber Michel Friedman ist doch nicht sprachlos geworden. Im Gegenteil.

Tachles: Eine Drohung. Werden Sie demnächst wieder ein offizielles Amt begleiten?
Michel Friedmann: Kommt Zeit, kommt Rat.

Tachles: Sie haben als Präsident des European Jewish Congress (EJC) im letzten Januar damit begonnen, jüdische Politik in Europa einzubringen und ein grosses Programm angekündigt und in der Türkei zum Teil schon durchgesetzt. Dies setzt zur Zeit niemand mehr fort.
Michel Friedmann: Der EJC hat einen Nachfolger gewählt. Ich bin nicht mehr Präsident, weil ich einen Fehler gemacht habe. Und ich gehöre nicht zu denen, die sich selbst gegenüber unkritischer sind als anderen. Man mag das bedauern oder auch nicht, so ist es momentan. Es gibt einen Nachfolger, und ich wünsche ihm ehrlich gemeint alles Gute. Natürlich meine ich dabei, dass alles Gute bedeutet, dass er die politischen Ansätze, die ich angelegt habe, zum Blühen bringt und seine eigene Handschrift dazusetzt. Aber jeder hat seine eigene Handschrift, und das muss man respektieren. Ich meine dies sehr, sehr ernst.

Tachles: Wie sollte Ihres Erachtens das Engagement der EU im Nahen Osten sein?
Michel Friedmann: Die EU gibt es ja in der Aussenpolitik nicht. Wenn man die Aussenpolitik Deutschlands und Englands oder Frankreichs und Schwedens im Nahen Osten vergleicht, merkt man, dass dies ein Bukett von ganz unterschiedlichen Farben ist. Wir müssen darauf achten, dass die EU nicht zum verlängerten Arm einer einseitigen Nahostpolitik gegen Israel wird. Die Tatsache an sich, dass die zitierte Umfrage von der EU überhaupt in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass es ein gestörtes Verhältnis gibt. Israel ist das einzige Land im Nahen Osten, das nach westlichen und auch europäischen Kriterien Bestand haben kann und nach entsprechenden Werten orientiert ist. Es ist eine Demokratie, in der Presse-, Wissenschafts- und Bildungsfreiheit herrschen, ein Land mit demokratischen Wahlen, in dem ein funktionierendes Justizsystem die Politik überwacht. So gesehen müsste es die Aufgabe der EU sein, dieses Land zu stärken und nicht zu schwächen. Dies hat nichts damit zu tun, ob man in der Frage der Palästinenser zu einer anderen, schnelleren Lösung kommt als die jetzige Regierung Israels dies politisch formuliert. Die EU wird keinen wichtigen Einfluss im Nahen Osten und im Friedensprozess haben, solange die Israeli nicht das Gefühl haben, dass die Europäer Israel als einen Verbündeten ihrer Kerninteressen im Nahen Osten definieren. Ich finde, dass Israel dieses Kriterium zu Recht als oberstes empfindet. Daraus ergibt sich, dass die Rolle Europas momentan eine periphere ist und wohl auch bleiben wird.

Tachles: Was halten Sie vom "Genfer Abkommen", von der ausserparlamentarischen Dialoggruppe israelischer und palästinensischer Personen?
Michel Friedmann: Ich glaube, dass es perspektivisch eine Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt geben wird. Aber wir dürfen das Thema doch nicht eindimensional diskutieren. Selbst wenn sich unter den Palästinensern die Gemässigten durchsetzen würden, spielen bei dieser Entscheidung immer noch Syrien, der Iran, Libyen, um nur einige der Länder zu nennen, eine entscheidende Rolle, ob sie einen Friedensabschluss machen dürfen oder nicht. Syrien ist gegen einen Frieden, weil dann die Frage Libanon auf dem Tisch ist. Der Libanon ist immer noch von Syrien okkupiert. Iran kann sich eine Stabilisierung des palästinensisch-israelischen Konfliktes nicht leisten, weil dadurch das Feindbild Israel als Vertreter Amerikas verloren geht. Libyen, ein Land, in dem der Terrorismus seit Jahrzehnten Tradition hat, kann sich ebenfalls einen Frieden nicht wünschen. Mit anderen Worten: Zu glauben, es sei eine bilaterale Frage, ob zwischen Palästinensern und Israeli ein echter Friedensvertrag wird stattfinden können oder nicht, zeugt von typisch europäischer Naivität. Ich würde mir wünschen, dass die Europäer Druck auf die Diktaturen ausüben und nicht auf das demokratische Israel allein.

Tachles: Und wie beurteilen Sie die logistische und finanzielle Unterstützung des Abkommens durch die Schweiz?
Michel Friedmann: Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich im Rahmen der europäischen Bedeutungslosigkeit die Schweiz als ein besonders bedeutungsloses Land im Nahen Osten definiere.

Tachles: Aber teilen Sie die Auffassung der Regierung Sharon, dass keine Verhandlungen hinter ihrem Rücken unterstützt werden dürften?
Michel Friedmann: Die Schweiz ist ein freies Land und kann zu jedem Thema auf jedem Punkt der Welt ihren Akzent setzen. Ob sie sich dabei überhebt, ist ein anderes Thema. Grössenwahnsinn hat noch nie zu Ergebnissen geführt.

Tachles: Apropos Grössenwahnsinn: Was haben Sie sich gedacht, als die Anti-Defamation League Berlusconi als Staatsmann des Jahres ausgezeichnet hat?
Michel Friedmann: Eins ist, unabhängig davon, wie man zu Berlusconi steht, unstreitig: Er ist auch im Rahmen seiner Präsidentschaft der EU-Ratskommission bemerkenswert zu Gunsten Israels engagiert. Ich habe als eine meiner letzten Amtshandlungen ein Gespräch mit ihm geführt, und er hat damals deutlich gesagt, dass er als EU-Präsident die antiisraelische Positionierung der EU nicht mittragen würde. Er engagiert sich überdies sehr eindeutig und klar für die Rechte, die italienische Bürger jüdischen Glaubens in Italien haben. Aus dieser Sicht kann ich verstehen, dass man ihn auszeichnet. Auf der anderen Seite, und das ist mindestens so gewichtig, darf man nicht vergessen, dass Berlusconi eine Regierungskoalition mit anführt, in der mindestens Rechtsnationale sind. Ein Zeichen, das ich eher als problematisch in Europa bewerte. Aber so gesehen muss jede Institution für sich entscheiden, mit wem sie sich schmückt.

Tachles: Eine untypische Friedman-Antwort. Gibt es Kompromisse zu antisemitischen oder antijüdischen Äusserungen, gibt es Kompromisse bei undemokratischem Verhalten?
Michel Friedmann: Berlusconi hat keine antisemitischen Äusserungen gemacht.

Tachles: Er hat zumindest die Geschichte ein wenig eigenwillig dargestellt, um nicht zu sagen relativiert. In der Regel werden sie da deutlicher.
Michel Friedmann: Ich habe es deutlich gesagt: Ich finde seine Haltung zu Israel bemerkenswert. Seine sonstige politische Ausrichtung, vor allen Dingen in dieser Koalition, halte ich für ausserordentlich problematisch.

Tachles: Wir stellen aber doch fest, dass rechtsgerichtete Regierungen zur Zeit eine besonders positive Haltung gegenüber Israel einnehmen. Demgegenüber gibt es viele "Aber" in Bezug auf Minoritätenpolitik, Rassismusbekämpfung, Antisemitismus. Werden wir da nicht auf dem falschen Auge blind und geben uns dem Dilemma preis?
Michel Friedmann: Es mag ein Dilemma sein. Für mich gilt primär die Frage, wessen Geistes Kind man ist. Ich finde, dass jedes Koalieren mit Rechtsnationalen und noch weiter rechts stehenden Parteien ein Sündenfall ist, der sich nicht kompensieren lässt.

Tachles: Also, das Rühren in der braunen Suppe. Deshalb Ihr klares Auftreten gegen Möllemann?

Michel Friedmann: Wir haben eine Herausforderung zu bewältigen gehabt, die das politische Koordinatensystem in Deutschland völlig verändert hätte, wenn die FDP - und nicht nur Herr Möllemann - mit diesem eindeutig auf antisemitischen und antiisraelischen Ressentiments konstruierten Wahlkampf Erfolg gehabt hätte. Das galt es zu verhindern. Punkt. Trotzdem, und das muss man genauso deutlich sagen, ist der Wunsch, dass ein Mensch lebt, immer wichtiger als alles andere. Ich war traurig, weil ein Mensch gestorben ist. Aber das ändert nichts an dem, was wir damals politisch zu diskutieren hatten.

Tachles: Also keine Konzessionen nach rechts, auch nicht an Berlusconi?
Michel Friedmann: Wir haben in Österreich bei der Regierung Schüssel deutlich gesagt: Keine Koalition mit Haider. Und was für Österreich galt, gilt auch für andere europäische Länder. Deswegen nochmals: Man muss es differenziert sehen. Diese Regierung mag für Israel und den Nahen Osten einen wichtigen Beitrag leisten, aber ihre politische Legitimation, verknüpft mit Parteien, die dem äussersten rechten Rand angehören, bleibt unentschuldbar.

Tachles: Spricht da bereits wieder der Politiker, vielleicht der künftige EJC-Präsident?
Michel Friedmann: Das sagen Sie. Ich habe neue Aufgaben, werde sicher nicht um neue bitten.

Tachles: Und wann werden Sie wieder mit einer eigenen TV-Sendung loslegen?
Michel Friedmann: Frühestens im nächsten Sommer.


© 2001/2002 tachles Jüdisches Wochenmagazin.
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Ich habe am 17. Januar 2020 über den US-Botschafter in Berlin, Herrn Grenell, dem Präsidenten Trump mitteilen lassen,
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